
Ingrid Birgfellner
Zum 35. Mal jährt sich 2025 der Todestag von Dkfm Ingrid Birgfellner, dieser mutigen, tatkräftigen Frau, deren Ideen und fruchtbringenden Pläne den Aufbau der Sozialdienste St. Martin möglich machten. Wir möchten uns bei ihr und ihrer Familie bedanken für ihren Mut und ihre Durchsetzungskraft, die Grundlage des heutigen St Martin Sozial ist. Ingrid Thoma erinnerte sich beim Sommerfest an ihre Wegbegleiterin mit den Worten: “Schau runter Ingrid, du wärst so stolz, was aus deiner Idee geworden ist.“
Wie alles begann: Durch die Geburt ihres Sohnes im Jahr 1965, dessen geistige Beeinträchtigung das Leben der jungen Familie schlagartig veränderte, wurde Ingrid Birgfellner darauf aufmerksam, wie erschreckend wenige Therapiemöglichkeiten und Anlaufstellen für die Eltern dieser schwer geprüften Kinder existierten. Mühsame Fahrten nach Innsbruck mussten absolviert werden, wo zunächst die einzige Behandlungsmöglichkeit für Sohn Georg zur Verfügung stand, dann immer wieder nach Wien, oft unter entwürdigenden Umständen mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
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Ingrid Birgfellner sann auf Abhilfe. In der Pfarre St. Martin beheimatet organisierte sie entsprechende Räume und Termine mit geeigneten Therapeuten. Es ist dies im Jahr 1969 die Geburtsstunde der „Kindersozialdienste St. Martin“. Zwei Kinderpsychologinnen und eine Logopädin machten den Anfang, schließlich kamen Musik- und Maltherapien, Heilgymnastik und die damals noch so genannten Legastheniekurse hinzu. Ingrid plante ununterbrochen, auch ein Spielplatz und die Bibliothek St. Martin gingen auf ihre Initiative zurück.
1980 wurde auf die Initiative von Ingrid Birgfellner die Tageswerkstätte S Martin gegründet. Die Tagesstätte St.Martin hatte und hat die Aufgabe mental- und mehrfach beeinträchtigten Menschen nach Beendigung ihrer Schulpflicht eine erfüllte Tagesstruktur durch adäquate Angebote anzubieten. Die KlientInnen verrichten eine an ihren Bedürfnissen und Begabungen angepasste Arbeit. Sie werden individuell gefördert, Therapieeinheiten ergänzen den Arbeitsalltag.
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1989 entstand die erste Wohngemeinschaft in St. Martin. In der Wohngemeinschaft haben Menschen mit mentaler und körperlicher Beeinträchtigung ein neues Zuhause gefunden. Mittelpunkt ist auch hier die Gemeinschaft. Jeder bringt seine Fähigkeiten je nach Möglichkeit ein. Unterstützt werden sie dabei von einem multiprofessionellen Team.
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Nicht müde wurde Ingrid Birgfellner zu betonen, dass ohne die tatkräftige Hilfe der Pfarrgemeinde St. Martin und ihrer Priester vieles nicht verwirklichbar gewesen wäre. Ihr letztes Werk war die Errichtung von Behindertenwohnplätzen – die Wohngemeinschaft St. Martin war geboren.
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Erst dreiundfünfzig Jahre alt starb Ingrid Birgfellner im Jahr 1991. Sie hinterließ das von ihrer starken Persönlichkeit, ihrem Willen und ihrer Tatkraft geprägte Werk.